Beim Betreten des Dojos (Trainingshalle) ist es das Ziel, die Sorgen und Gedanken des Alltags hinter sich zu lassen. Dies gelingt nicht immer sofort. Die kurzen Gespräche mit anderen, der respektvolle Umgang miteinander und die körperliche Dimension des Trainings helfen jedoch dabei, die Last des Alltags für eine Weile ruhen zu lassen. Aikido eignet sich hervorragend zum Abschalten und ist nicht dafür gedacht, neue Belastungen ins Leben hineinzutragen.
Im Dojo spielt es keine Rolle, was uns als Aikidoka unterscheidet. Unabhängig von Fortschrittsgrad, Alter, Geschlecht, Nationalität oder Tätigkeit wird jede Realität akzeptiert und so genommen, wie sie ist. Von außen betrachtet sind wir eine vielfältige Gruppe von Menschen, verbunden durch das Interesse und die Freude am Aikido. Durch das gemeinsame Üben entstehen im Laufe der Zeit natürliche Beziehungen. Unsere Trainingskleidung (Dogis) weist kaum Unterscheidungsmerkmale auf, obwohl einige den traditionellen schwarzen Hakama (japanischer Hosenrock) tragen. Prüfungen verleihen zwar Gürtelfarben und Grade, diese werden jedoch nicht sichtbar gezeigt. Der schwarze Gürtel, der ab dem 1. Dan verliehen wird, ist mit dem Hakama verbunden, was das Symbol für fortgeschrittene Aikidoka ist.
Wir praktizieren Aikido nach der Tradition von Kobayashi Aikido, basierend auf den ethischen, technischen und philosophischen Prinzipien von Kobayashi Hirokazu Soshu. Dabei legen wir Wert auf die Bewahrung der Werte und der Etikette der traditionellen Kampfkünste (Budo). Diese Werte sind für viele westlich geprägte Menschen ungewohnt und stellen oft eine Herausforderung dar. Beispielsweise verbeugen wir uns voreinander als Geste des Respekts und der Dankbarkeit, was verdeutlicht, dass wir ein Gegenüber benötigen, um Fortschritte in den Bewegungsabläufen und Techniken zu machen. Die Etikette lehrt uns Achtsamkeit, Respekt und Dankbarkeit. Diese Haltung wird nicht nur von den Schülern gegenüber den Lehrern gezeigt, sondern auch umgekehrt. Wir interpretieren die Etikette als Menschen des 21. Jahrhunderts und verstehen sie nicht als Untertanengeist, wie er in früheren westlichen Kulturen vorherrschte. Interessierte Schüler und Schülerinnen sind herzlich eingeladen, unser Dojo zu besuchen und sich selbst ein Bild vom Aikido in Marbach zu machen.
Austausch und vertieftes Üben sind auch auf Lehrgängen möglich, die entweder von uns oder über unseren Verband angeboten werden. Diese Wochenendlehrgänge, die über das Jahr verteilt stattfinden, dauern in der Regel zwischen drei und fünf Stunden und sind ein- oder zweitägig. Sie stehen allen offen. Gemäß der Tradition beginnen die Trainingseinheiten mit einer kurzen Meditation im knienden Zazen vor der Kamiza (einem kleinen Altar mit Bild und Blumenschmuck). Wer sich darauf einlässt, findet es einfacher, sich zu sammeln und den Alltag draußen zu lassen.
Weiterführende und sehr lesenswerte Informationen zum Verhalten im Dojo, der Meditation, Verhalten während des Kurses und gegenüber dem Lehrer sowie Se no undo findet Ihr hier.